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Qualifikation für die WM

Das Problem: Demnächst ist Fußball-Weltmeisterschaft, und die Innenminister der Länder würden am liebsten tiefe Gräben um Deutschland, die Austragungsorte und die Stadien ziehen, damit alle bösen Fußballfans dort reinfallen. Denn Fans sind gefährlich! Unser Autor Philipp Schwenke weiß aber, wie sie im Zaum zu halten sind.

 Die Lösung: Am besten wäre, alle Fans blieben zuhause. Die meisten werden das ja eh tun, weil sie keine Karten bekommen haben. Der Fußball-Weltverband Fifa hat da sicherheitspolitisch schon recht gut vorgesorgt. Einige Fans werden es wohl trotzdem über die Grenze schaffen, so sie denn die Sicherheitskontrollen meistern. Dazu sollten sie aber - das halten wir für sehr sinnvoll - auch einen Sprachtest bestehen. Außerdem müssten sie einen Fragebogen richtig ausfüllen, bei dem sie unter anderem wissen müssen, welches Bild Caspar David Friedrichs welche Kreidefelsen auf welcher Insel zeigt und wer "Kabale und Liebe" geschrieben hat. 

Dazu noch ein handschriftliches Essay abliefern, in dem sie ihre Einstellungen zu Homosexualität, Terrorismus, Frauenwahlrecht und zum christlichen Glauben erörtern, ein Bekenntnis zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung ablegen, und im Bildertest Wolfgang Schäuble, Thomas Gottschalk, den Papst und Angela Merkel unterscheiden. Dann einige Bremsweg-Fragen aus der Führerscheinprüfung beantworten, den Blendax-Antibelag-Färbetest ,,Oh, alles rot!« - "Ja, das ist gefährlicher Zahnbelag!") bestehen und auch die Elefantenspiel-Prüfung: linke Hand an die Nase, rechten Arm durch die so entstandene Schlaufe schieben, mit dem rechten Zeigefinger auf die Fußspitze zeigen, sich zehnmal schnell im Kreis drehen und durch die Sicherheitsschleuse rennen - ohne zu schwanken.

Dann heißt es auch schon: Willkommen bei Freunden! Sie haben sich für die WM qualifiziert! Zum Stadion einfach der Polizeieskorte folgen!

Quelle: "Frankfurter-Rundschau/So geht´s" vom 03.05.2006

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