Meinung/Archiv
Der „T" -Tick der Telekom
von Stefan Wolf
Telekommunikation ist eine ernste Sache. Überall lauert Gefahr. Die Konkurrenz schläft nicht. Kein Wunder also, dass man als Telekom-Manager nicht nur äußerst vorsichtig, sondern auch humorresistent sein sollte. Das hat die Telekom bereits beim Börsengang der Post bewiesen. Per Gericht ließ sie die Bezeichnung „P-Aktie“ verbieten. Die Verwechslungsgefahr mit der „T-Aktie“ sei schlicht zu groß, so das Argument. Also floppte die Post als „Aktie-Gelb“, aber das Unheil nimmt seither seinen Lauf. Das magenta-farbene „T“ ist ein solch herausragendes Markenzeichen, dass die Telekom offensichtlich beschlossen hat den ganzen Buchstaben für sich zu vereinnahmen. Vor einiger Zeit sicherte sie sich bereits die Internet-Adresse „T-Offline.de“, um eventuellen Verballhornungen im Netz zu entgehen. Berichten zufolge ging auch die Domain „T-Wurst“ in den Besitz der Telekom über. An „T-Loeffel.de“ habe man sich aber die Zähne ausgebissen. Auch außerhalb des Internets versteht die Telekom beim „T“ keinen Spaß. Firmenlogos, die zentral mit diesem 20. Buchstaben des Alphabets spielen, werden mit Unterlassungsklagen überzogen. Momentan geht der Kreuzzug gegen eine Berliner Werbeagentur mit dem Namen „Team-Konzept“. Deren Logo ist ein weißes „T“ auf orangefarbenem Grund, was natürlich nicht geht. „T“ steht eben für Telekom und damit basta. Vom gönnerhaften „divide et tempera“, dem „Teile und herrsche“-Grundsatz der mächtigen keine Spur. So scheint es nur eine Frage der Zeit, bis auch T-Kanne, T-Kessel und T-Gebäck verschwinden. Vorbei die Zeiten, in denen man sich einfach ein T-Shirt anzog. Auf den Baustellen dürften T-Träger schnell ausgedient haben. Der Rapper Ice-T wird sich warm anziehen müssen und das T-Bone Steak wird von den Speisekarten verschwinden. Alles mindestens genauso unliebsame Konkurrenz der Telekom wie die bereits vereinnahmte T-Wurst.
Da die Telekom über ungeahnte Macht verfügt und mit seinem riesigen Aktienpaket den Bund hinter sich weiß, dürfte es weiterhin kein Problem sein, den Flughafen T-Gel nicht mehr anfliegen zu lassen und dem T-Gernsee einen neuen Namen zu verpassen. Spätestens gerichtliche Schritte gegen T-Heran dürften aber zu diplomatischen Verwicklungen führen. So weit reicht der Arm der Telekom nun doch noch nicht.
Quelle: "Darmstädter-Echo" vom 09.08.2003