Meinung/Archiv
VON STEFAN BENZ
Wir wollen mal für
Steve Jobs annehmen, dass er kein Deutsch spricht. Anders ist nicht zu
erklären, wieso seine Anwälte den Odenwälder
Plastikgeschirrhersteller Koziol verklagt haben. In Erbach haben sie ein
Produkt im Sortiment, das sie "ei- Pott" nennen. Nun sind hier
Markenname und Design harmonisch vereint, sieht doch jeder Eierbecher wie ein
Eipott aus. Die Firma Apple aber
hat wegen "klanglicher Zeichenähnlichkeit" beim Hanseatischen
Oberlandesgericht eine einstweilige Verfügung erwirkt, um ihr
Produkt i-Pod zu schützen.
Wer jemals versucht
hat, auf seinem Frühstücksei Musik und Filme abzuspielen muss denken, die
Amerikaner wollten uns veräppeln. Dabei läuft unter dem
Gerichtsaktenzeichen AZ: 5W 84/10 nichts anderes als ein Antrag, den deutschen
Wortschatz zu konfiszieren. Schließlich gibt es
neben grünen und schwarzen auch gelbe i-Pods, was die Verwendung von i-gelb
beim Backen zu einem Akt der Produktpiraterie
macht.
Wer weiß, für welche
i-Products schon Lizenzen angemeldet sind? Man muss nur i-ns und
i-ns zusammenzählen, dann merkt man, dass bald unser sprachliches i-gentum
konfisziert werden kann.
Steve Jobs wird eine
gewaltige Schneise in unsere Wälder schlagen, wenn er i-be und i-che verbieten
lässt. Und wahrscheinlich lassen amerikanische
Anwälte auch den i-ger einebnen, die i-fel planieren und unsere i-dechsen
ausrotten.
Quelle: "Darmstädter-Echo/Echo-Eck" am 21.08.2010