Meinung/Archiv

 

Mario Nette

von Paul-Hermann Gruner

Am 31. Dezember werden die Vereinten Nationen ihren jetzigen Generalsekretär los. Von Washington aus definiert: Bush ist dann den Kofi los. Kofi Annan (68), dessen beide Großväter schon Häuptlinge des Stammes der Fante in Ghana waren, entwickelte sich als Stammeschef der UNO zu einem richtig sperrigen Knaben, offensichtlich autonom denkfähig, und damit permanent hinderlich für die unkomplizierte Durchsetzung nationalstaatlicher Interessen.

Augenblicklich laufen die Vorwahlunruhen im UNO-Wigwam am East-River. Der ganze Ameisenhaufen ist in Aufruhr. Alle dicken Unterhäuptlinge lassen durchblicken, wen sie gerne hätten als Kofi-Nachfolger, und die, die gerade mal gar nichts dazu sagen, sind am gefährlichsten. Im Grunde sollten die Sekretäre immer aus einem anderen Kontinent stammen. Ging schon mal daneben. Auf Boutros Ghali (Ägypten) folgte Kofi Annan. Irgendwie beide aus Afrika. Aber naja.

Bush will nun eine smarte Lettin als Generalsekretärin haben. Erstens, weil sie eine Frau ist und er mit ihr gut Witze reißen kann, zweitens, weil sie aus Osteuropa kommt. Bush will mit ihrer Wahl also sogleich den neuen, sechsten Kontinent etablieren. Strikt dagegen ist Putin, den Lettinnen, und seien sie weiblich, vor allem an das kaputtgegangene Sowjetimperium erinnern.

Neulich hat bei Vorabstimmungen sogar ein Südkoreaner gut abgeschnitten. Irgendjemand aus der international verwirrten Staatengemeinschaft wird sicherlich bald auch wieder Joschka Fischer vorschlagen.

Das Wichtigste hat ein UN-Vertreter so ausgedrückt: Das Letzte, was bei den Kandidaten gesucht würde, seien Management-Qualitäten. Der neue Generalsekretär muss also nur so tun, als sei da jemand, mehr bitte nicht. Für das Weiße Haus, den Kreml und die bärtigen Teheraner Gottesstaat-Darsteller käme ein Mann gelegen, der mit Vornamen Hampel heißt. Ideal wäre Mario Nette. Gnade fänden zudem Dumm Beutel oder der smarte Nix Wissen.

Im Kinderzimmer unserer beinah erwachsenen Tochter liegt auch noch wer rum. Ein alter Echtfell-Teddy, dem jüngst der Kopf abging. Da wir ihn, gemessen an den Ausschreibungsbedingungen, als den idealen Kandidaten empfinden, schicken wir ihn noch heute mit Luftpost nach New York.

Quelle: "Darmstädter-Echo" vom 23.09.2006

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