von Stefan Benz
Der Kompromiss braucht viele Köpfe. Bis zu sechs stellvertretende Parlamentspräsidenten könnte sich der Hessische Landtag in der neuen Legislaturperiode leisten. Das wäre auch ein Modell für die Wahl des Regierungschefs. Da keiner eine Mehrheit kriegt, darf jeder mal ran: Fünf Fraktionen, fünf Tage, fünf Köpfe. So kommt Hessen nach der konstituierenden Sitzung am 5. April durch die politische Woche.
Am Montag verstaatlicht Ministerpräsident Willi van Ooyen alle Privatkliniken. Ministerpräsidentin Andrea Ypsilanti verlängert den Weg zur Reifeprüfung am Dienstag wieder auf 13 Jahre und verkürzt das Baugenehmigungsverfahren für Windräder auf dem Mittelstreifen von Autobahnen. Bereits am Mittwoch verkürzt Ministerpräsident Roland Koch die Schulzeit wieder auf zwölf Jahre, dafür verlängert er die Landebahn des Egelsbacher Flughafens bis Frankfurt und die Laufzeit von Biblis A bis zum Sanktnimmerleinstag. Ministerpräsident Tarek Al-Wazir lässt am Donnerstag die Startbahn West begrünen und alle Atommeiler zu Torfmeilern umrüsten. Amtskollege Jörg Uwe Hahn darf am Freitag sämtliche Krankenhäuser privatisieren und auf den Mittelstreifen der Autobahnen Überholspuren für freie Bürger einrichten.
Am Samstag demonstrieren die Fraktionen dann in einer großen Koalition gegen die Zumutungen der Demokratie, und am Sonntag dürfen die Parlamentarier an die Urne: Da wählen sie sich ein neues Volk.
Quelle: "Darmstädter-Echo/Echo-Eck" vom 25.03.2008