Meinung/Archiv
VON UDO DÖRING
Kim Clijsters geht nach dieser Saison in den sportlichen Ruhestand. Nun sorgen hierzulande Tennisspieler nicht mehr für allzu große Aufregung. Schon gar nicht, wenn sie aus Belgien kommen. Bemerkenswert an dieser Nachricht ist aber: Kim Clijsters ist erst 23 Jahre alt.
Der 43 Jahre alte Henry Maske könnte also der
Großvater ihrer Kinder sein. Dies ist zugegebener Maßen arg konstruiert, weil
Kirn Clijsters gar keine Kinder hat. An seinem beachtlichen Vorsprung im
demografischen Vergleich ändert dies jedoch nichts. Während die junge
Tennisspielerin aber bald den Platz verlässt, steigt der alte Boxer wieder in
den Ring. Dort war er in 31 Profikämpfen zwar bis auf eine Ausnahme siegreich.
Manch einer vermutet aber, dass einige Schläge die für das Zeitgefühl
zuständigen grauen Zellen etwas irritiert haben.
Jetzt ist es 3748 Tage her, dass Maske den Ring,
in dem er 1996 von Virgil Hill vermöbelt wurde, mit seinen Abschiedstränen
wässerte. Das ist schon mal ein Weltrekord: Die bisher längste Kampfpause (3643
Tage) hatte George Foreman eingelegt, bevor er mit 38 Jahren wieder die dicken
Handschuhe schnürte. Der Prediger aus Texas wurde mit 45 noch ältester
Schwergewichtsweltmeister und boxte sich sogar noch zwei weitere Jahre durch,
um Dollars für seine Kirche zu sammeln.
Das sollte nicht nur Maske Mut für seine weitere
Laufbahn machen, sondern ein Appell an alle Seniorensportler sein: Sagt Ja zum
Comeback. Wenn RTL schon 17 Kameras und 200 Mitarbeiter für den guten alten
Henry in die Münchner Olympiahalle schickt, da sollten sich die
Öffentlich-Rechtlichen doch nicht lumpen lassen, wenn Rudi Altig im Sommer
wieder das Gelbe Trikot der Tour de France erobern will.
Kumpel Franz Beckenbauer ist mit 61 noch fast
zehn Jahre jünger als Altig und giert schon lange danach, seine Titelsammlung
zu komplettieren. Als Libero war er schon Weltmeister und auch als Trainer - aber noch nie als
Torwart. Mit Berti Vogts (60), Georg Schwarzenbeck (58) und Paul Breitner (55)
hat er schon ein paar junge Burschen zusammen, die ihm den Strafraum sauber
halten wollen.
Boris Becker zögert noch. Zum einen fürchtet er
zwar, im Reigen der Rückkehrer als Jungspund gehänselt zu werden. Als
Fast-Vierziger beschäftigt ihn aber mehr noch der Gedanke, Großvater von Kirn
Clijsters Kindern sein zu können - nicht nur unter demografischen Aspekten.