Meinung/Archiv

FDP-Logik

Immer, wenn sich mal wieder zeigt, dass die neoliberalen Therapien der Wirtschaft mehr schaden als nutzen, fordern ihre Anhänger, die Dosis zu erhöhen. Und wenn Manager Konzerne in die Krise manövrieren, ziehen dieselben „Experten“ den Schluss: Die Kapitalseite muss gestärkt und die Mitbestimmung abgeschafft werden.
Wem diese Logik nicht einleuchtet, der soll sich das mal von FDP-Fraktionschef Gerhardt erklären lassen. Er hat entdeckt, dass die Arbeitnehmer im Aufsichtsrat die Krise bei Opel nicht verhindert haben. Und darum fordere die FDP zu Recht, dass die Aufsichtsratsmandate für Arbeitnehmervertreter in großen Unternehmen auf ein Drittel begrenzt und Gewerkschafter möglichst ganz rausgedrängt werden.
Es ist dringend an der Zeit, den Liberalen mal diskret zu stecken, dass sich die Produktionsmittel in Deutschland momentan nicht in der Verfügungsgewalt der Arbeitnehmer befinden. Und dass bei Patt-Situationen im Aufsichtsrat die Stimme des Vorsitzenden (der ja immer ein Mann der Kapitalseite ist) den Ausschlag gibt.
Wir warten gespannt darauf, wie sich die FDP, wenn sie das erfährt, korrigiert und Gerhardt erklärt: „Die Kapitalvertreter im Aufsichtsrat haben die Krise nicht verhindert, darum fordern wir die Verringerung ihrer Mandate auf ein Drittel!“

Quelle: "Die Spitze" aus IG-Metall direkt (Ausgabe 20 vom 03.11.2004)

schließen