Ach,
Wolfgang Clement. Beim Zeus. Wir hatten ihn schon ganz vergessen. Was auch gar
nicht schwer fiel. Der einstige Superminister für Wirtschaft und Arbeit im
Kabinett des ... wie hieß er noch ... des äh ... Gerhard Schröder, richtig –
wir vergessen viele in jüngster Zeit –, der war es doch, der immer an alten
Besitzständen „rütteln“ wollte, an alten Vorstellungen, an überkommenen
Rücksichten und an noch viel mehr. Was ihm dereinst auch an dieser Stelle den
Namen Wolfgang Rüttler einbrachte.
Ein
sozialdemokratischer Held des Rüttelns. Nach dem Kanzlerwechsel war langes
Schweigen. Jetzt hat sich Clement wieder gemeldet. Diesmal rüttelt er an Andrea
Ypsilanti. Er warnt - verklausuliert - davor, seine Genossin in Hessen zu wählen.
Weil sie die Atomkraft nicht liebt und Steinkohlekraftwerke mit
Rekord-CO2-Emissionen ebenfalls nicht rekordverdächtig vernünftig findet. Das
lässt den Rüttler nicht ruhen, der inzwischen als Lobbyist auf der Gehaltsliste
von Biblis-Betreiber RWE steht, Atommeiler also selbstredend für „sicher“ hält
und Kohlekraftwerke für „sauber“.
Es ist immer
wieder verwunderlich, wie nachhaltig Gehaltszettel politische Grundhaltungen
und Solidaritätsschwüre versenken können. „Wann wir schreiten Seit’ an Seit’“,
das alte Arbeiterlied der SPD, das singt der Rüttler aber wahrscheinlich
ungerührt weiter unter der Dusche. Wo es niemand hört.
Dabei hätte es
auch anders kommen können. Käme Rüttlers Gehaltszettel von BMW, plädierte er
für eine fünfte Spur auf der A 5 zwischen Darmstadt und Frankfurt; käme er von
Maggi, würde er seine Ernährung auf Suppentüte umstellen; käme er von der Bosch
Hausgeräte GmbH, würde er im Kühlschrank wohnen.
Ach,
Wolfgang Rüttler. Wir hatten ihn schon ganz vergessen. Zu Recht!
Quelle: "Darmstädter-Echo/Echo-Eck" vom 22.01.2008