Meinung/Archiv


Do Ping

von Paul-Hermann Gruner

Wir verstehen die Aufregung nicht. Bert Dietz und Christian Henn haben zugegeben, Doping angewendet zu haben in ihrer Zeit als Radprofi. Nun denn: Wir sind die gesamte Zeit über von nichts anderem ausgegangen. Seit der Zeit als der bärtige Rudolf Scharping Kanzler werden wollte, dann erst der blöde Fragewitz in Mode kam (was heißt Kanzlerkandidat auf Chinesisch? Schar Ping!) und der Mann daraufhin ersatzweise Präsident wurde (des Bundes des Radfahrer), weiß im Grunde jeder, dass die Zieleinfahrt der Tour de France – in welcher Stadt gefeiert wird? Richtig, in Do Ping.

Niemand würde dreitausendfünfhundert Kilometer mit dem Rad fahren gegen den größten Feind des Menschen, die Uhr. Das lehnen Vernünftige rundweg ab. Blöd ist auch das alternativlose Dauerradeln. Wer zwischendurch nicht mal eine öde Gegend mit dem Zug oder zu steile Berge mit der Seilbahn erreichen können darf, lehnt ein derart brutales Sattelleiden – bei dem viele Menschen auch noch zusehen dürfen – ab. Man macht es eigentlich nur unter Drogen. Das einmal klar zu sagen war gar nicht nötig.

Viele Berufe sind nur unter Einsatz von Stimulanzien ausführbar. Horst Köhler sieht uns immer aus solch großen und starren Augen an, dass man in ihnen schon die Höhe der Drogendosierung ablesen kann. Und Peter Scholl-Latour kam uns in der jüngsten Christiansen-Sendung grob aufgeputscht vor. Da der Mann permanent bei irgendwelchen afghanischen Paschtunen und Drogenstammesfürsten am Hindukusch Termine hat, scheint uns die Sache recht klar.

Und was ist? Köhler wie Scholl-Latour dürfen ungehindert im Fernsehen auftreten. Das ist ehrlich und transparent. Uns wäre es daher am liebsten, wenn alle „leistungsunterstützenden Mittel“ frei gegeben würden. Bitte, dann sollen sie halt vom Fahrrad fallen bei akuter Überdosierung. Das Privatfernsehen zahlt gut für solche Bilder.

Und wer das Spritzen überlebt und in Do Ping als strahlender Sieger einfährt, bekommt die Leitung einer modernen Drogeriekette angedient. Belohnung muss sein. In naher Zukunft gilt der Langstreckenradsport zudem als alternative Abschlussprüfung für die Apothekerausbildung.

Quelle: "Darmstädter-Echo/Echo-Eck" vom 24.05.2007  

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