von Marek
Fritzen
Na, haben Sie ihn gesehen? Jaaa, unser Kaiser, der Franz, der kann auch Olympia. Von wegen nur Fußball und im Sommer ein bisschen Golf. Nene, der Beckenbauer ist ein Schneeleopard. Er ist vor Ort in Sotschi.
Es sind seine ersten olympischen Winterspiele.
Und er macht das richtig gut: Bei Felix Lochs Olympiasieg stand er an der
Rodelbahn, direkt neben IOC-Präsident Thomas Bach. Fachmännischer Blick,
legerer Dress – ganz der Kaiser halt. Ob Loch auch ohne den Weltmeister von
1974 gewonnen hätte? Wohl kaum. Und auch bei Maria Höfl-Rieschs Goldgewinn am
Montag war Beckenbauer an der Strecke. Ein echter Goldbringer, dieser
Beckenbauer. Klasse. Im Deutschen Haus bei den deutschen Athleten war der
68-Jährige übrigens auch schon zu Gast. An seiner Seite: Gerhard Schröder.
Zusammen bilden sie so etwas wie das deutsche Gazprom-Duett. Ein bisschen
Händeschütteln hier, ein bisschen Winken dort. Und abends vielleicht auf einen
Wodka mit Wladimir, dem Teilzeit-Demokraten. Sind Olympische Winterspiele nicht
schön, werden sich die drei gedacht haben? Die paar ausgebeuteten Arbeiter auf
den Olympia-Baustellen im Vorfeld der Spiele? Geschenkt. Die Einschnitte in die
Natur rund um die Olympiastadt Sotschi? Schwamm drüber.
Von daher ist das schon in Ordnung, dass der Kaiser und Herr Schröder gemeinsam
durch den kaukasischen Schnee stapfen und sozusagen Deutschlands Farben auf
politischer Ebene vertreten, wo doch schon Frau Merkel und Herr Gauck keinen
Bock auf Wintersport unter Palmen haben.
Seinen nächsten großen Auftritt hat Beckenbauer dann spätestens in acht Jahren
bei der Fußball-WM in Katar. Auch dort war er schon vor Ort, um einmal
aufzuräumen mit diesen komischen Gerüchten über nur „durchschnittlich“ bezahlte
Stadionfachbaukräfte. Alles Quatsch, sagt der Kaiser, „ich habe keine Sklaven
gesehen.“ Also gibt’s auch keine. Jaja, so ist er, unser Kaiser.