Meinung/Archiv


Chenchenchen

von Paul-Hermann Gruner

hlen Sie sich auch schon so entlastet? Die große Berliner Koalition ist, wie der Name sagt, für Großes zuständig. Sieben Stunden saßen in der Nacht zum Dienstag Union und SPD-Spitze zusammen und schufen ein Wunder: Wir, die Steuerzahler und Sozialversicherungsbeiträger der Nation, werden um 0,05 Prozentpunkte entlastet. Ein ganzes halbes Zehntel Prozent!

Das war für viele zu viel. In Berlin, Hannover, Stuttgart und Darmstadt sah man zu Tränen Gerührte an öffentlichen Orten weinend zusammenbrechen. Hunderte knieten nieder. Von herbeieilenden Notärzten befragt nach ihrer Seelenlage, dem Gesamtbefinden, der psychoemotionalen Balance, stammelten alle nur von einem: ihrer Dankbarkeit.

Um die Krise an der Pflegeversicherungsfront zu meistern, werden der Pflegebeitrag um 0,25 Prozent erhöht und dafür der Beitrag zur Arbeitslosenversicherung um 0,3 Prozent gesenkt. Es ist unfassbar. Ein solch großartiges, politisch weitsichtiges Kompromisspapier hat sich das Volk schon seit 1949 von den Volksparteien Deutschlands ersehnt. Nur wagte niemand darauf zu hoffen. Soviel Mut, soviel Kraft und Klarheit sind nur zu stemmen, wenn man im Deutschen Bundestag über eine kapitale Mehrheit verfügt, wenn man befreit, aufrecht und souverän reinen Tisch zu machen in der Lage ist. Jetzt sind die 0,05 Prozent auf unserem Tisch! Sie bezeichnen den Durchmarsch der Superlative in unseren Alltag.

Wir sind einfach glücklich. Wir danken diesem Bündnis, dieser Verkörperung des politisch selbstbewusst gestaltenden Zupackens. Merkelchen, Münteferingchen, Beckchen und Stoiberchen saßen ums Tischchen und bastelchen an einem Superreförmchen mit großem Entwicklungspotentialchen und enormchen Gewinnchen für jedes einzelne Bürgerchen. In Konsequenzchen verdientchen dieses Regierungchen genau das, was es nicht lösen wollen konntchen, weiß der Teufelchen, warumchen: das absolute Mindestlöhnchen!

Quelle: "Darmstädter-Echo/Echo-Eck" vom 22.06.2007

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