Meinung/Archiv

Arme Briten

Das ECHO erklärt die große Politik. Heute: Wie Altersarmut unsere Gesellschaft bedroht.

Es sind dramatische Schlagzeilen, Bevölkerungswissenschaftler schlagen Alarm. Deutschland altert rapide. Immer mehr Alte und weniger Junge. Es geht aufwärts mit der Republik? Von wegen. Hohe Wachstumsraten verzeichnen nur noch die vorderen Reihen im „Musikanten-Stadl“. Und jeder zehnte Rentner ist von Armut bedroht.

Längst ist die Altersarmut ein europäisches Phänomen. Blicken wir nur nach England, wo der Abbau des Sozialstaats bereits in den achtziger Jahren begann. Dort wurde in dieser Woche Tony Blair beim Schwarzfahren erwischt. Der ehemalige Regierungschef hatte im Zug zum Flughafen Heathrow – dort soll es die beste Gulaschsuppe geben – kein Ticket dabei. Und konnte auch die 30 Euro Strafe nicht zahlen. Bitter für den 53 Jahre alten Frührentner. Wie soll er künftig den beschwerlichen Weg zur Seniorengymnastik bewältigen?

Blair ist kein Einzelfall. Auch Queen Elizabeth gehört zu den Opfern der Altersarmut: Seit Jahrzehnten muss sie die gleichen Hüte tragen, weil ihr Geldbeutel eine gescheite Kopfbedeckung nicht hergibt. Doch was macht die Weltöffentlichkeit? Jubelt ihr zu, statt der Dame etwas zu spenden. Unsere Gesellschaft hat das Problem eben noch nicht erkannt.

Quelle: "Darmstädter-Echo/Echo-Eck“ am 26.04.2008  

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